Heilig werden, d.h. auf natürliche Weise übernatürlich werden, das ist oft schwer.

       Glücklich sein im Leiden ist oft nicht leicht. Dagegen gesund sein und arbeiten macht froh. Doch uns muß als Bräute Christi das Leiden froh machen. Manche Träne schluckt man ja im Eckchen, wenn das Heimweh nach Jesus und Maria kommt. Nicht wahr, liebes Mütterlein, das Heimweh nach Jesus ist doch nicht zu beschreiben?

       Man soll sich nicht den Stimmungen hingeben; denn solange der Mensch lebt, ist er diesem Wandel unterworfen, bald fröhlich, bald traurig, aber unser Gemüt soll uns zu Gott hinführen. Ich, als Marienschwester, die Magd Gottes, soll eine Christusträgerin sein, den ganzen Tag sollte ich nur an Gott denken bei allem, was ich tue. Eine Christusbringerin sollte ich sein für meinen Nächsten, ihn Gott näher bringen. Ich sollte eine Sängerin sein, meine Seele soll jubeln wegen all' der Wohltaten Gottes.

       Alles, was mir Gott schickt, gem und bereitwillig annehmen. Die Standespflichten nach Kräften gut erfüllen. Auch das gemeinschaftliche Leben ist eine Buße. Abneigung und Zuneigung überwinden. Kleine Abtötungen üben. Was lerne ich von Jesus? Liebe, Sanftmut, Güte, kurz alles, was ich brauche. O Gott, wie groß bist Du! Wie klein bin ich!

       O Jesus, laß mich groß werden und klein bleiben! Dreimal heiliger Gott, wenn es Dein heiligster Wille ist, daß ich noch mehr leide, dann will ich auch noch mehr erdulden.

       Gib uns, o Heiland, die Gnade, stets ergeben alles als Deinen Willen anzuerkennen, was doch Grunde genommen das Schwerste ist!

       Niemand versteht meine Krankheit, alle stehen vor Rätsein, niemand kann das Rätsel lösen. Niemand kennt meine Sehnsucht, mein Heimweh nach dem Himmel.

       Ich bitte Dich nur um Seelenfrieden bis ans Ende, damit nichts Irdisches den Frieden störe. Um Liebe bitte ich Dich, um Liebe, die keine Grenzen kennt und ohne Schranken ist. Gib, daß ich meine Pflichten aufs Vollkornmenste erfülle!