GRÜNDUNG DES ST. MARIENVEREINS |
Der im Oktober 1853 inthronisierte Breslauer Fürstbischof Heinrich Förster war früher Pfarrer in Landeshut gewesen und von daher gut bekannt mit dem dortigen Bürgermeister Uhden, der inzwischen Referent im Breslauer Polizeipräsidium geworden war. Anfang 1854 ergriff Uhden die Initiative und schilderte dem neuen Oberhirten in einem Brief die katastrophale Situation der weiblichen Dienstboten in Breslau: Sie kamen als ganz junge Mädchen, oft jünger als fünfzehn Jahre, aus ländlichen Gebieten in die Stadt, da ihre Familien sie nicht mehr ernähren konnten; völlig auf sich allein gestellt mussten się Arbeit und Unterkunft suchen und wurden dabei oft zur Prostitution gezwungen. Ebenso gefährdet waren sie, wenn sie ihre Stelle und damit ihre Unterkunft verloren. Jeden Monat griff die Polizei in Breslau 200 Frauen auf, von denen die meisten ehemalige Hausangestellte waren. Uhden schlug die Gründung eines Vereins vor, der den Dienstmädchen in den kritischen Übergangsphasen eine sichere Unterkunft anbieten und sie betreuen konnte.
Der Fürstbischof machte sich diesen Vorschlag rasch zu Eigen und beauftragte den Erzpriester des Dekanats Breslau, Matthäus Thiel, beim bevorstehenden jährlichen Priesterkonvent einen geeigneten Priester für diese Aufgabe zu bestimmen. Der Konvent trat im Februar 1854 zusammen und wählte einstimmig den dreißigjährigen Kuratus Schneider zum Gründer und Leiter des geplanten Vereins.
Im Laufe des Jahres gewann Schneider mehrere Damen, die mit ihm gemeinsam den Vorstand bildeten. Im Oktober 1854 genehmigte Fürstbischof Förster die Statuten des "Vereins zur sittlichen Hebung weiblicher Dienstboten". Im Hinblick auf die am 8. Dezember 1854 bevorstehende Verkündigung des Dogmas von der unbefleckten Empfängnis Mariens weihte Schneider den Verein der Jungfrau Maria und nannte ihn kurz "St. Marienverein". Den 8. Dezember feiert die aus dem Verein entstandene Kongregation der Marienschwestern von der Unbefleckten Empfängnis als Gründungs- und Patronatsfest.
Der St. Marienverein war die erste lnitiative in Breslau, die sich um die Dienstbotenproblematik kümmerte. Er bot den Dienstmädchen bei Arbeitslosigkeit und Dienstunfähigkeit eine Unterkunft und richtete eine Stellenvermittlung ein. Als Mitglieder nahm er sowohl Dienstboten als auch ihre Herrschaften auf, die beide einen finanziellen Beitrag entrichteten.
In Zeitungsaufrufen warb Schneider um Geldspenden, um für die Dienstbotenarbeit ein Haus zu erwerben, das nach Möglichkeit von Ordensschwestern geleitet werden sollte. Von Anfang an war er der Auffassung, dass die gestellte Aufgabe nur von Ordensfrauen zu lösen war.
HERKUNFT UND WERDEGANG GRÜNDUNG DES ST. MARIENVEREINS ARBEIT FÜR DIE DIENSTMÄDCHEN ORDENSÄHNLICHE LEBENSFORMEN BEMÜHEN UM KIRCHLICHE ANERKENNUNG KULTURKAMPF TOD UND VEREHRUNG DES STIFTERS