HERKUNFT UND WERDEGANG


Elternahaus in Dittmannsdorf

       Johannes Schneider stammt aus Dittmannsdorf (Mieszkowice) bei Neustadt (Prudnik) in Schlesien. Seine Eltern waren das Ehepaar Johann Georg und Katharina Schneider, geborene Krämer. Der Vater arbeitete als Hausschlächter, war zeitweise gemeinsam mit seiner Frau auf dem Pfarrhof in Riegersdorf (Rudziczka) und bei verschiedenen Bauern beschäftigt und fand im Winter sein Auskommen, indem er auf die Bauernhöfe zum Spinnen ging.

       Als erstes von drei Kindern wurde Johannes Schneider am 11. Januar 1824 geboren. Zwei Tage später wurde er in der Pfarrkirche von Riegersdorf auf den Namen des Vaters, Johann Georg, getauft. Sein Rufname wurde jedoch Johannes.

       Die Familie lebte sehr bescheiden. Sie wohnte zur Miete in einem Haus an der Straße von Dittmannsdorf nach Schweinsdorf (Piorunkowice), das sie im Laufe der Jahre als Eigentum erwerben konnte.

       Von 1830 bis 1837 besuchte Johannes Schneider die katholische Elementarschule in Riegersdorf. Der dorfige Pfarrer, Erzpriester Anton Hoffmann, bemühte sich sehr urn die Förderung von Priesterberufen; allein aus Dittmannsdorf gingen zu seiner Zeit drei Priester hervor. Hoffmann wurde auf den begabten Johannes aufmerksam und schlug den Eltern vor, ihn auf das von Jesuiten geleitete Gymnasium Carolinum nach Neisse (Nysa) zu schicken. Da die Eltern das Schulgeld nicht zahlen konnten, sicherte ihnen Hoffmann seine Unterstützung zu.

       Seit Herbst 1837 wohnte Johannes Schneider in Neisse und ging auf das Gymnasium. Auch hier lebte er in sehr armen Verhältnissen, denn Erzpriester Hoffmann konnte offenbar keine große Unterstützung leisten. Es wird berichtet, dass der Gymnasiast sich oft nur von trockenem Brot ernähren konnte, das bereits so hart war, dass er es in Wasser aufweichen musste. Um zum Schulgeld und zu seinem Lebensunterhalt beizutragen, gab er tagsüber Nachhilfeunterricht und lernte selbst in der Nacht. Der Direktor des Gymnasiums ließ ihn täglich bei der Messe um fünf Uhr in der Früh ministrieren und gab ihm dafür einen Taler im Jahr. Da der pflichtbewusste Ministrant fürchtete zu verschlafen, stand er manchmal in der Nacht auf und ging zur Kirche. Oft stand er schon lange vor der Zeit an der Kirchentür. Einmal traf ihn dort der Nachtwächter bereits urn Mitternacht und schickte ihn wieder ins Bett.


Pfarrkirche in Riegersdorf

       In Schneiders Schulzeit fielen die Anfänge der Grauen Schwestern von der heiligen Elisabeth in Neisse, wo sich 1842 vier junge Frauen in Neisse zur ambulanten Krankenpflege zusammentaten. Sie wurden unterstützt von KarI Schneeweiß, der Religionsiehrer am Gymnasium war und mit seinem Unterricht einen prägenden Einfluss auf Johannes Schneider ausübte.

       Noch bevor Schneider Abitur machte, starb seine Mutter 1844 an einer Lungenkrankheit. Ihr früherTod mit 51 Jahren war durch die unzureichende Ernährung der Familie rnitverursacht.

       1845 verließ Schneider das Gymnasium mit dem Abitur. Das Zeugnis sagte über ihn, dass er während der gesamten Schulzeit "mit seinen Mitschülern in untadelhaftem Umgange verkehrte, dass er allen Lehrgegenständen einen lobenswerten Fleiß gewidmet und in allen seinen Arbeiten eine erfreuliche Pünktlichkeit, Ordnungsliebe und Sorgfalt beobachtet habe". Er hatte sich vor allem in Religion und Mathematik ausgezeichnet.

       Im Herbst 1845 begann Schneider mit dem Theologiestudium an der Universität Breslau (Wrocław). Auch dort fehlte es ihm an Geld. Gemeinsam mit einem Freund wohnte er in einem ungeheizten Zimmer. Als sie während eines strengen Winters mehrere Wochen lang frieren mussten, stellten sie schließlich einen Lichtstummel in den Ofen. Auf die Frage der Vermieterin, was das zu bedeuten habe, erwiderten sie: "Das ist unsere Ofenheizung". Daraufhin heizte die Vermieterin auf eigene Kosten.

       Während seines Studiums leistete Schneider den obligatorischen Wehrdienst als Einjährig-Freiwilliger beim 11. Grenadierregiment in Breslau. Nach seiner Rückkehr an die Universität organisierte er im Revolutionsjahr 1848 eine Verteidigungsgruppe von Studenten, um die Wohnungen der Domherren vor den Aufständischen zu schützen.


Sandkirche in Breslau

       Anfang Oktober 1848 trat Schneider in das Breslauer Priesterseminar ein, und am 1. Juli 1849 weihte ihn Fürstbischof Melchior von Diepenbrock zum Priester. Seine erste Kaplansstelle erhielt er in Wansen (Wiązów). Der sozial sehr engagierte Pfarrer Franz Elpelt lenkte Schneiders Aufmerksamkeit auf die soziale Gefährdung der jungen Mädchen, die in einer Zigarrenfabrik in Wansen beschäftigt waren. Für Schneider war dies eine prägende Erfahrung. Nach zwei Jahren kam er als Kaplan an die Kirche St. Maria auf dem Sande (Sandkirche) nach Breslau, wo er von 1851 bis 1854 tätig war. Hier arbeitete er mit dem drei Jahre älteren Kaplan Robert Spiske zusammen, der 1848 an der Sandkirche den St. Hedwigsverein gegründet hatte, aus dem elf Jahre später die Kongregation der Hedwigsschwestern entstand.

       Anfang 1854 wurde Schneider von dem neuen Breslauer Fürstbischof Heinrich Förster an die St. Matthias-Kirche in Breslau versetzt. Hier erhielt er die Stelle des Kuratus, wie der älteste Kaplan genannt wurde. Bald darauf erreichte ihn die Berufung zum Gründer des Dienstbotenvereins.

 

 

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